Was Michael auf seinem Blog über das Elternleben schreibt ist großes Kino. Wohl einer der besten Elternblogs - und: aus Nürnberg!  - nueww.de

Ein Video-Gruß von #zweiraumsilke an alle Leser:

Ein beschissenes Gefühl.

Kennt ihr das? Diese unbegründete Angst, dass andere Menschen denken, man selbst habe die Toilette nicht sauber hinterlassen. Also, ich kenn’s. Und ich möchte darüber berichten. Es ist jetzt zumindest das Sujet, das sich nach drei Monaten Funkstille hier im Blog gerade aufdrängt. Sorry.

Vielleicht weil es neulich wieder passiert ist: Die persönliche Klo-Sorge war zurück. 
Es war wie folgt:  Weil mir daheim der Arbeitsplatz fehlt, habe ich meine Homeoffice-Tätigkeit zur Untermiete in ein Büro eines lokalen Unternehmens verlegt. Ich habe dort mein eigenes Büro in einem sonst fast verwaisten Stockwerk. Ein Traum. Neben einer kleinen Teeküche ist auch eine Toilette auf dem Stockwerk vorhanden. 

In einer mittelmäßigen Tatort-Folge wäre ich also ziemlich schnell derjenige beim Publikum, der als einziger in Frage kommt, die örtlichen Örtlichkeiten aufgesucht zu haben. 

Aber: In den letzten beiden Wochen teile ich das Büro noch zweimal in der Woche für paar Stunden mit meinem home-schoolenden Sohn. Während ich so vor mich hin home-officen tue, macht Anton neben mir Mathe oder Deutsch. Wir trinken Tee, schauen uns GIFs an, die Kollegen mir schicken und ab und an ruft die Natur. Nicht nur in Form von Heimat- und Sachkunde, sondern in Form von ... na ihr wisst schon.. 

Ich kann gar nicht sagen, wann der Gedanke aufkam und was der Auslöser war. Auf dem Weg nach Hause -  oder vielleicht war ich auch schon daheim -  schoss es dann plötzlich durch meinen Kopf: Was ist, wenn Anton heut nicht richtig gespült hat? Im Eifer des Gefechts, zwischen Mathe Arbeitsheft Seite 26 Aufgabe 2a und der wöchentlichen Videokonferenz, kann das ja mal passieren. Was ist, wenn sich die Putzfrau - eine herzensgute Dame, die mich regelmäßig mit Obst und Gebäck versorgt - sich nun mit diesem stark optimierbaren Status des Klos konfrontiert sieht? Was ist, wenn in Ermangelung des Wissen, dass ich nicht alleine war an diesem Tag, sie natürlich denken muss, dass ich - der nette Herr, den sie immer mit Obst und Gebäck versorgt - dafür verantwortlich bin? 

Ich denke mir dies dann und möchte leise Scheiße schreien. 

Das Problem an dieser Situation ist, dass man nichts unternehmen kann. Die Putzfrau beim nächsten Mal in ein unverfängliches Gespräch über den längst vergangenen Zustand des Klos zu verwickeln, um klar zu stellen, dass man nichts aber auch rein gar nichts mit irgendwelchen Sondersituationen auf der Toilette zu tun hat, ist nicht machbar. Zumindest nicht machbar, ohne wie ein vollkommener und erbärmlicher Idiot zu wirken. Mit aller größter Wahrscheinlichkeit bekommt man sogar diesen Idioten-Status verliehen, obwohl das Klo im ordentlichsten Zustand aller Zustände war. All for nothing singt dann Linkedin Park leise im Hintergrund.

Ich wünschte einfach ich hätte eine Post-Klogang Nonchalance. Ich wünschte ich hätte eine totale Indifferenz gegenüber Meinungen von Putzfrauen mir gegenüber. Hab ich nicht. Zumindest nicht in dem Moment, in dem ich für 5 Minuten mir solche Gedanken mache. 

In diesen 5 Minuten bleibe ich mit diesem Gedanken allein. Es ist einsam in der Klo-Sorge Welt. Aber: Irgendwann verblasst der Gedanke und verschwindet in der Spülung der Erinnerung. 

Wäre dies jetzt ein Social Media Post, dann würde jetzt irgendwo ein Smiley und ein Kackehaufen-Emoji stehen und ich würde irgendwas Aktivierendes fragen. Sowas wie: “Kennt ihr dieses Gefühl auch?” Was sind eure Erfahrungen so?”.. Aber dies ist kein Social Media Post und wer will darüber schon schreiben? Daher Deckel zu. Thema durch.


Im Bäckereidown

Driving. Me. Mad.