Mir ist letzte Woche etwas schmerzlich bewusst geworden: Ich bin ein schlechtes Vorbild!
Damit meine ich nicht, dass ich vor dem Essen noch Süßes esse. Das stelle ich zu geschickt an. Dies bemerkt keiner. Damit meine ich auch nicht, dass ich meinen Teller nicht aufesse. Ganz im Gegenteil: ich esse auch noch alle angrenzenden Teller leer! Wie man gerade liest, in allen Facetten des Essens läufts ganz gut mit meiner Vorbildfunktion.
Eine der Lieblingssätze Antons ist zurzeit. “Sorry, hab ich vergessen.”
Das ist dann in etwa so:
“Warum stehen deine Schuhe noch im Flur rum?” - “Sorry, hab ich vergessen”.
“Warum hörst du immer noch was an, wo wir doch schon gesagt haben, dass du ausmachen sollst? - “Sorry, hab ich vergessen.”
“Warum bist du den ganzen Tag so vergesslich?” - “Sorry hab ich vergessen.”
Ich reagiere meistens mit einem Augenrollen, einem “Wie, das hast du vergessen? “ oder mit einem “Vergessen, schmerschessen. Hör mir auf du!” Und warte dann auf den nächsten Moment, wo ich die gleiche Entschuldigung höre.
Doch dann kam letzte Woche der Moment, wo meine Frau mich auf etwas hingewiesen hatte und ich mich sagen hörte “Sorry, hab ich vergessen!”
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: ich bin also auch ein sich entschuldigender Vergesser. Ja, Tatsache! Ich sage das auch ständig! Wobei mein Leben aber auch gespickt ist von Gelegenheiten, bei denen man was vergessen kann: Pullis auf der Couch, Joghurt im Supermarkt, Termine für irgendwas vereinbaren oder auch einfach nur das Schließen von Schranktüren. Für alles bin ich aus tiefstem Herzen Sorry. Denn ich hab’s einfach vergessen.
Bei letzterem, den Schranktüren, wurde ich neulich sogar mit einem Gedankenexperiment konfrontiert. Nachdem wieder einmal einige Küchenschrank-Türen offen standen, wurde ich gefragt, ob ich die Tür zumachen würde, wenn was drin wäre, was meine Gesundheit gefährdet. Ich musste kurz überlegen und habe dann selbstverständlich sagen müssen, das dies keinen Unterschied macht. Ich hoffe inständig, meine Antwort konnte Lena erstmal davon abhalten, radioaktive Brennstoffstäbe im Süßigkeiten-Schrank zu deponieren.
Nun denn. Wie sagt man so schön? Der vergessen Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Oder: So wie man hineinruft, vergisst es hinaus. Es ist alles hausgemacht und ja, ich bin in machen Dingen kein Vorbild. Erwähnte ich aber, dass ich immer schön alles aufesse?
Und warum ich hier das alles schreibe?
Sorry, hab ich vergessen.