Am Wochenende hab ich mein Fleißaufgabenheft der zweiten Klasse wieder entdeckt. Es war ein sehr freudiges Wiedersehen.
Erst einmal musste ich feststellen, dass Ich eine sehr schöne Handschrift hatte. Sie verdiente wirklich die Bezeichnung “Schönschrift”. Wie es zu dem konsequenten Verfall der Lesbarkeit meiner Schrift und dem Hinrotzen von Buchstabenketten in den vergangenen 33 Jahren kommen konnte, ist mir ein Rätsel.
Mein absolutes Highlight aus diesem kleinen Heftchen war ein kleiner Text. Ich glaube es war ein Diktat. Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte, aber Diktate waren in den 80er-Jahren die Schulterpolster und Oversize-Blazer des Deutschunterrichts: sie waren der letzte Schrei. Wir haben viele davon gemacht. Genauer, es war ein Diktat des Jahres 1986. Post-Tschernobyl und pre-Guldenburgs. So viel zur Einordnung.
Hier das handschriftliche Dokument:
Für mich ist dieser Text große Poesie und hat für mich auch einen ganz besonderen Rhythmus. Der abwechselnde Konsum der Geschlechter endet fulminant in einer großen Gemeinsamkeit: Jungen und Mädchen trinken selten Bier. Denn in Niederbayern im Jahr 1986 tranken Mädchen und Jungen nicht niemals nie nicht Bier. Sie tranken selten Bier. Das wurde mir so diktiert. Und ich liebe es.
Ich habe daher diesen Text vertont. Ein kleines Stück Elektro-Pop zum Reinhören und Mitsingen.
Nach mehrmaligem Hören wird eine Frage sicherlich zurückbleiben:
Heißt es jetzt verdammt nochmal der, die oder das Spezi?